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Oberwil: Die Zuger Künstlerin Monica Verena Keusch gestaltete den Unicef –Adventskalender 1996

Ein wandelbares Märchenhaus
Bereits zum dritten Mal gibt Unicef einen Adventskalender für Kinder heraus. Mit dessen Gestaltung wurde dieses Jahr die Oberwiler Künstlerin Monica Verena Keusch beauftragt. Sie hat ein herrlich wunderbares Szenenbild geschaffen, welches besinnliche und witzige Elemente vereint.


Von Doris Stalder

Ein hübsches Haus mit vielen zimmern und einem schneebedeckten Garten davor trotzt der eisigen Kälte eines frühen Winterabends. Eigentlich idyllische Szene – und doch scheint das Haus nicht zum Eintreten einzuladen. Die Fensterläden ist zu, kein Lichtschimmer, der etwas Wärme hinaustragen könnte. Kaum ein Kind auf dem Trottoir oder im Garten spielt, nur ein grimmig dreinblickender Autofahrer, der nur einen Gedanken zu haben scheint: schnell nach Hause zu kommen. Doch die Situation erhellt sich von Tag zu Tag mehr. Immer dann nämlich,. Wenn das Kind das für diesen Tag bestimmte Eckchen des Bildes abzieht. Darunter verbirgt sich zwar dasselbe Haus mit demselben Garten und derselben Strasse. Der Unterschied wird aber schnell augenfällig. Immer mehr Fenster sind erhellt, und man sieht das fröhliche Treiben in Stube und Kinderzimmer. Kinder tummeln sich im Schnee, und die Leute im vollbesetzten Bus scheinen guter Dinge.

Lustiges und Besinnliches

Der Unicef Adventskalender erinnert natürlich an den traditionellen Kalender. Nur dass hier nicht kleine Fenster geöffnet werden, sondern dass sie sich durch das Abziehen einer oberen Lage die Szene und Atmosphäre völlig verändern. Das eröffnet ganz neue Gestaltungsmög-lichkeiten. Die Malerin und Zeichnerin Monica Verena Keusch hatte dabei viel Freiraum. Einzige Vorgabe von Unicef war, dass es ein Haus ist. Eine zentrale Aussage wollte die Künstlerin jedoch nicht machen. Für sie stand im Vordergrund, Lustiges und Besinnliches darin zu verweben und etwas vom Brauchtum in der Adventszeit zu zeigen. So ist in Aquarell-, Tusche- und Gouache Technik ein wandelbares
märchenhaftes Haus entstanden.

Nachvollziehbare Geschichten


Zum Kalender gehört auch ein Begleitbuch. In „Weihnachten kommt“ gibt es jeden Tag eine kleine Geschichte, welche die Szene auf dem Kalender beschreibt. Neben anderen Autoren hat auch Monica Verena Keusch einige dieser Geschichten geschrieben. Darin geht es um typische Tätigkeiten im Advent: Grittbänz-Backen, Schlitteln oder Basteln. „Es sind immer Kinder, die sich etwas erzählen. Die Geschichten sollen direkt nachvollziehbar sein“, erklärt die Künstlerin. Bastelenleitungen, Gedichte und Lieder bereichern das Buch und sorgen für eine abwechslungsreiche Beschäftigung damit. Ein tägliches kleines Rätsel sorgt zudem für Spannung.
Mit ihrer Gestaltung des Unicef Adventskalenders 1996 hat Monica Verena Keusch offenbar nicht nur die Kinderherzen erobert. Von der 3000er Auflage wurden bereits 2500 Exemplare innert kürzester Zeit verkauft. Was die Künstlerin besonders freut, ist die Tatsache, dass in der Westschweiz und im Tessin allein 900 Kalender vertrieben wurden – und dies obwohl das Buch auf die Deutschschweiz ausgerichtet ist. Wie bei Unicef üblich, erfolgt der Verkauf über den Versand und nicht in den Läden. Ausnahme hier ist jedoch die Papeterie Walter in Zug.

Für Malerei entschieden


Ihr sicheres Gespür für kindergerechte Illustration hat Monica Verena Keusch wohl auch in ihrem ersten Beruf als Kindergärtnerin entwickelt. Damals hat sie vorab für ihre Klasse Bilderbücher gemalt. Dass sie ihr gestalterisches Talent erst mit zwanzig Jahren so richtig entdeckt hat, mag heute angesichts der zahlreichen erfolgreichen Arbeiten erstaunen. Mit 29 Jahren hat sie dann die Kunstgewerbeschule in Zürich besucht und später die Kunstakademie in Barcelona. In der Folge hat sie sich mit den verschiedenen Kunstsparten vertraut gemacht. Diverse Arten von Drucktechniken gehörten genauso dazu wie die intensive Beschäftigung mit Keramik. Schliesslich entschied sie sich für die Malerei. „Das Bild war mir immer wichtig“, sagt sie.

Preis für die Illustration


Den Entschluss sollte sie nicht bereuen. In ihrer Wahlheimat Spanien hat sie sich in acht arbeitsintensiven Jahren einen Namen als Künstlerin geschaffen. Das Spektrum reicht von staatlichen Umweltbroschüren über medizinische Zeitungsbeilagen, Grammatikbücher bis hin zu Plakaten für Kinderbuchmessen. Und natürlich Illustration für Kinderbücher. „Mich hat immer das Bilderbuch fasziniert“, erzählt Monica Verena Keusch. Ihr besonderer Sinn für die Farbgestaltung stiess auch bei den spanischen Verlagen auf Interesse. 1993 erhielt sie den spanischen Preis für die beste Kinderbuch-Illustration. Von Verlegerseite erhielt die Künstlerin viele positive Reaktionen zu dieser berührenden Geschichte vom Elefanten und von der Maus, die Freund werden – doch zur Herausgabe konnte sich bisher noch keiner ent-schliessen. „Das ist für viele schon zu avantgardistisch“, sagt sie. Man setzt halt auch in diesem Bereich lieber auf sichere Werte. Die Liste der Bücher von Monica Verena Keusch, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden, ist jedoch beachtlich lang.
Seit 1995 lebt und arbeitet die Zuger Künstlerin wieder in Oberwil. Neben der fortfahrenden Tätigkeit für ausländische Verlage ist sie dabei, Kontakte zu schweizerischen Verlagen aufzubauen. Die Teilzeitbeschäftigung im ursprünglichen Beruf als Kindergärtnerin sieht sie  als positive Ergänzung: „Je genauer man sein Zielpublikum kennt, desto besser.“ Ein Umstand der letztlich auch die Unicef überzeugt hat.

Der Unicef-Adventskalender 1996 von Monica Verena Keusch ist im Versand und in der Papeterie Walter, Kolinplatz, Zug für 28 Franken erhältlich.